Workshop "Die rechtliche Struktur der Diözese, insbesondere der Diözesankurie"

Über an am 13. und 14. Februar 2020 veranstalteten Workshop zum Thema Workshop: "Die rechtliche Struktur der Diözese, insbesondere der Diözesankurie".

Am 13. und 14. Februar 2020 veranstaltete unser Lehrstuhl einen Workshop zum Thema "Die rechtliche Struktur der Diözese, insbesondere der Diözesankurie". Sieben Referenten, allesamt kanonistische Praktiker aus verschiedenen deutschsprachigen Bistümern, sollten dieses aufgrund der verschiedenen Reformbestrebungen hochaktuelle Thema aus der Sicht ihrer jeweiligen Heimatdiözese beleuchten. Einige Studenten des kanonischen Rechts hatten sich in den Tagen zuvor bereits im Rahmen eines Blockseminars intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Darüber hinaus stieß die Veranstaltung auch bei weiteren Studenten unserer Fakultät erfreulicherweise auf recht großes Interesse.

Im bekannt schönen Ambiente des Kardinal-Wendel-Hauses, diesmal in dessen eindrücklicher Bibliothek, durften wir als erste Referentin Frau Prof. Dr. Reinhild Ahlers aus Münster begrüßen, die dort neben ihrer praktischen Tätigkeit als Leiterin der Abteilung Kirchenrecht am bischöflichen Generalvikariat auch an der PTH und WWU wissenschaftlich wirkt. Diese Symbiose von Theorie und Praxis, verbunden mit der besonderen geographischen Situation der Diözese Münster, die ja mit dem Offizialatsbezirk Vechta eine vom übrigen Bistumsgebiet getrennte Exklave besitzt, lieferte uns einen spannenden Auftakt des Workshops.

Auch das Erzbistum Hamburg weist geographische Besonderheiten auf, umfasst es doch als einzige deutsche Diözese sowohl Gebiete der alten wie auch der neuen Bundesländer. Die sehr große Fläche bei insgesamt geringem Katholikenanteil stellt zudem administrative Herausforderungen dar, die uns Dr. Klaus Kottmann (Leiter der Fachstelle Kanonisches Recht) in einem interessanten Referat näherbrachte. Verglichen mit den teilweise doch ausufernd wirkenden Strukturen in Süddeutschland wurde uns bewusst, wie Diözesanverwaltung auch unter ganz anderen Rahmenbedingungen pragmatisch und funktional gestaltet werden kann.

Das in den vergangenen Jahren auch in der öffentlichen Wahrnehmung immer wieder präsente Bistum Limburg wurde von Prof. Dr. Peter Platen vertreten, der neben seinen umfangreichen Aufgaben als Leiter der Abteilung Kirchliches Recht im bischöflichen Ordinariat, Kirchenanwalt und Richter am kirchlichen Arbeitsgericht auch als apl. Professor an der WWU Münster wirkt. Dementsprechend auf solidem kanonistischen Fundament aufbauend gelang es ihm, uns die in Limburg aktuell laufenden Umstrukturierungsprozesse gleichsam als "work in progress" zu präsentieren und damit viele interessante Diskussionsimpulse zu liefern.

Auch unser nördliches Nachbarbistum Eichstätt befindet sich derzeit in einem Prozess der administrativen Neuordnung, analog zu unserer eigenen Erzdiözese wird es beispielsweise in Kürze einen eigenen Verwaltungsleiter ernennen. So freuten wir uns besonders über die Ausführungen von Kurienkanzler Dr. Peter Stockmann, der uns an dieser spannenden Zeit durch seine Einblicke aus langjähriger verwaltungskanonistischer Erfahrung mit profunder theologisch-geistlicher Rückbindung teilhaben ließ.
Nach dem Ende des offiziellen Tagesprogramms erfolgte noch ein intensiver fachlicher Austausch der Referenten untereinander, bei dem wohl alle Referenten auch für ihre tägliche Arbeit von den gegenseitigen Erfahrungen profitieren konnten. Anschließend lud unser Lehrstuhl zu einem Tagesausklang in gemütlichem Rahmen ein.
Wie schon bei vergangenen Workshops stand der Vormittag des zweiten Tages wieder einmal für einen Blick über den Tellerrand. MMag. Lic. iur. can. Magdalena Bernhard, selber Absolventin des Klaus-Mörsdorf-Studiums und nun Juristin in der Innsbrucker Diözesanverwaltung, informierte uns umfassend über die Strukturen der dortigen Kurie. In ihrem Referat schienen einerseits grundlegende Unterschiede der Situation in Österreich und Deutschland auf, andererseits machte auch die Tatsache, dass Innsbruck als eine von nur zwei deutschsprachigen Diözesen - neben dem benachbarten Bistum Feldkirch - kein Domkapitel besitzt, ihre Ausführungen für alle Teilnehmer besonders interessant.

Aus der Schweiz zu uns angereist war der Kanzler und Ökonom der Diözese St. Gallen, Dr. Claudius Luterbacher. Nach einem äußerst prägnanten und informativen Überblick über die besondere, unseren Studenten weitgehend unbekannte, staatskirchenrechtliche Situation von Kirchengemeinden und Bistümern in der Schweiz, waren auch seine konkreten Erläuterungen der administrativen und ökonomischen Strukturen in St. Gallen äußerst bereichernd. Die deutlich zutage tretenden Auswirkungen der basisdemokratischen Verfassung auf das kirchliche Leben lieferten erwartungsgemäß auch wichtige Impulse für den aktuellen "Synodalen Weg" in der deutschen Kirche.

Den Abschluss bildete ein Referat von Lic. iur. can. Michael Benz, Leiter des Referats Kirchenrecht im Erzbischöflichen Ordinariat München und Freising. Da sich unsere Seminarteilnehmer bereits im Vorfeld mit dem Diözesangesetz beschäftigt hatten, welches die Kompetenzen innerhalb des Ordinariats mit Blick auf die seit kurzem ernannte Amtsleiterin neu ordnet, bildeten die praktischen Einblicke hierzu nicht nur eine gelungene Abrundung des Vortragsprogramms, sondern auch weiteren interessanten Diskussionsstoff.

Auf Einladung von Herrn Benz durften die Teilnehmer sodann das Mittagessen im hauseigenen Bistro des Erzbischöflichen Ordinariats einnehmen. Anschließend erlebten wir noch eine informative Führung durch die beeindruckenden Räumlichkeiten des Ordinariats, die den Abschluss des Workshops darstellte.

Unser Dank gilt an erster Stelle den Referenten für ihr Kommen und ihre gelungenen Vorträge, aber auch unseren Studenten für die zahlreiche Teilnahme und engagierte Beteiligung an den Diskussionen. Das Team des Kardinal-Wendel-Hauses sorgte wie schon in der Vergangenheit für perfekte Rahmenbedingungen – ihm gilt unser Dank ebenso wie dem eigenen Lehrstuhlteam für die diversen organisatorischen Aufgaben im Vorfeld und Nachgang.

Fr. Augustinus