News

Vortrag „Spätantikes Kirchenrecht zwischen Ost und West. Die Sammlungen der Handschrift Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. LX (58)“

26.06.2025

Abendvortrag von Prof. Dr. Matthias Simperl, Augsburg, mit anschließendem Stehempfang

Am Donnerstag, 26. Juni 2005, 18:30 Uhr, wird Prof. Dr. Matthias Simperl, Augsburg, einen kirchenrechtshistorischen Gastvortrag über „Spätantikes Kirchenrecht zwischen Ost und West. Die Sammlungen der Handschrift Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. LX (58)“ halten. Der Vortrag findet im Hauptgebäude der LMU, Hörsaal A 014, statt. Zu diesem Vortrag sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

Die ausweislich ihrer Paläographie im achten Jahrhundert entstandene Handschrift Cod. LX (58) der Bibliothek des Domkapitels von Verona besteht, kodikologisch betrachtet, aus zwei Teilen. Der erste Teil (fol. 1-36) bietet hauptsächlich eine Sylloge nordafrikanischen Kirchenrechts, die wegen Blattverlusts unvollständig überliefert ist. Der zweite Teil des Kodex (fol. 37-126), der gemäß einem Kolophon (Schlussvermerk) auch als Collectio Theodosii diaconi bekannt ist, stellt nach dem Urteil von Eduard Schwartz „eine der wichtigsten […] Urkundensammlungen“ zur Kirchengeschichte des 4. Jahrhunderts dar. Besonders bemerkenswert ist dabei nicht nur der Umstand, dass diese Sammlung offenbar Dokumente unterschiedlicher Herkunft – etwa aus Rom, Alexandria, Antiochia – vereint bzw. verarbeitet hat, sondern auch die Tatsache, dass einzelne Stücke ausschließlich aus der Überlieferung in dieser Handschrift bekannt sind.

Diese Sammlung umfasst mehr als 25 verschiedene Stücke. Sie wird eröffnet mit dem Glaubensbekenntnis und den Kanones des Konzil von Nicäa (325), und zwar in der sogenannten Cäcilianischen Version. Am Ende steht – als offensichtlicher Nachtrag aus dem 5. Jh. – ein Text des Gennadius von Marseille. Sodann finden sich neben Kanones der Konzile von Neocaesarea, Gangra, Laodicäa, Konstantinopel, Ankyra und Antiochia sowie Kanones nordafrikanischer Synoden verschiedene weitere, das Konzil von Nizäa betreffende Dokumente (u.a. die an die ägyptische Kirche gerichteten Schreiben des Konzils und des Kaisers), Dokumente zum Schisma unter Meletius von Antiochia (u.a. ein Schreiben einer römischen Synode unter Papst Damasus aus dem Jahr 372) sowie Fragmente der im 4. Jh. verfassten Historia Episcopatus Alexandriae. Einen gewissen Schwerpunkt der Sammlung bilden Schriftstücke aus dem Umfeld der Synode von Serdika sowie deren Kanones, bei denen es sich teilweise um Rückübersetzungen aus der griechischen Version der serdizensischen Urkunden handelt.

Bei alldem vereint die Handschrift Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. LX (58) sowohl Bezüge zum spätantiken Corpus Canonum Africanum, wie es u.a. anhand der sogenannten Freisinger Sammlung (vgl. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 6243) rekonstruiert werden kann, als auch zu jener (eine nicht mehr erhaltene griechische Vorlage auswertenden) syrischen Kirchenrechtssammlung, als deren Urheber Jakob von Edessa gilt und die u.a. in der Handschrift Paris, Cod. syr. 62, überliefert ist.

Prof. Dr. Matthias Simperl, derzeit Lehrstuhlvertreter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der alten Kirchengeschichte und Patrologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg, hat nach Studien der Theologie und der klassischen Philologie in Tübingen, München, Rom, Augsburg und Fribourg im Jahr 2023 sein Doktoratsstudium abgeschlossen. Die preisgekrönte Dissertation über die Vorgeschichte des Konzils von Nizäa wurde mit dem Albertus-Magnus-Preis des Bistums Augsburg und dem Preis für Junge Theologie der Katholischen Akademie Bayern ausgezeichnet. Im Rahmen dieser Promotion hat sich Prof. Simperl intensiv mit der kirchenrechtlichen Überlieferung aus dem 4. Jh. beschäftigt und ist somit ein ausgewiesener Experte hinsichtlich des kanonistischen Austauschs zwischen Ost und West in der Spätantike.

Zeit: 26.06.2025, 18.30 Uhr

Ort: Hauptgebäude, Hörsaal A014

Wir bitten um Anmeldung, insbesondere für den Stehempfang, unter der E-Mail-Adresse sekretariat.rehak@kaththeol.uni-muenchen.de.

Der Vortrag wird online übertragen, eine Teilnahme ist über einen nach Anmeldung zugesandten Link gerne möglich.