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„De Processibus Matrimonialibus“

29.11.2024

Tagung zum Eheprozessrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität in München am 21. und 22. November 2024

Foto: Offizial Peter Förster

Im Jahr 2024 fand De Processibus Matrimonialibus (DPM) am 21. und 22. November in der „Großen Aula“ der Ludwig-Maximilians-Universität München statt. Für die insgesamt ca. 130 Teilnehmenden gab es auch die Möglichkeit, online über ZOOM dabei zu sein, falls jemand nicht an die LMU nach München kommen konnte.

Nach der Begrüßung des Auditoriums und einer kurzen Einführung in die Veranstaltung durch Dekan Prof. Dr. Dr. Elmar Güthoff folgte mit dem Vortrag von Prof. Dr. Andreas Graßmann (Linz) der erste Höhepunkt. Er sprach zum Thema „Recht und Pflicht der Eltern zur religiösen Erziehung ihrer Kinder als Wirkung der Ehe nach c. 1136 CIC“. Dazu ging er zuerst auf das allgemeine Grundrecht der Gläubigen auf christliche Erziehung (vgl. Art. 1 und 2 Gravissimum Educationis, cc. 217, 226 § 2, 794 § 2, 1136 CIC) sowie auf den Erziehungsbegriff und das Erziehungsziel ein. Im Anschluss beschäftigte er sich anhand verschiedener kodikarischer Normen mit den konkreten Rechten und Pflichten der Eltern in diesem Bereich.

Das zweite Referat dieses Vormittags, der von PD Dr. Karl-Heinz Selge moderiert wurde, hielt Prof. Dr. Luigi Sabbarese (Rom) über „Innovations and challenges in the canonical matrimonial process“. Dabei befasste er sich zuerst mit der Reform des kanonischen Eheprozessrechts und deren wichtigsten Neuerungen, bevor er sich der dem eigentlichen Ehenichtigkeitsverfahren vorausgehenden Beratung und Einführung des Falles widmete. Als zentral stellte er dabei die Rolle des Diözesanbischofs in diesen Verfahren und vor allem im processus brevior heraus und ging im Anschluss zudem auf den Grundsatz der Nähe und auf die Ausübung der richterlichen Gewalt (potestas iudicialis), insbesondere im Zusammenhang mit Laienrichterinnen und Laienrichtern, ein.

Nach der Mittagspause eröffnete Prof. Dr. Georg Bier (Freiburg) mit einem Vortrag über „Persönliche Eigenschaften mit Störpotenzial!? Probleme bei der Auslegung von c. 1098 CIC“ den Nachmittag. Er griff dazu einen konkreten Fall aus der Praxis auf, bei dessen Behandlung die I. und II. Instanz jeweils zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen waren, und plädierte dabei für eine weite Auslegung sowohl des Eigenschaftsbegriffs des c. 1098 CIC als auch des jeweiligen „Störpotenzials“.

An die von Prof.in Dr.in Sabine Konrad moderierte Diskussion schloss sich nach einer Kaffeepause das letzte Referat des ersten Tages über „Article 14 of the MIDI Rules of Procedure. A new procedural paradigm?“ an, das Prof. Dr. João Pedro Serra Mendes Bizarro (Lissabon) dem Auditorium präsentierte. Dabei beschäftigte er sich insbesondere mit einem möglichen Missverständnis des Art. 14 MIDI bzw. mit den dort herangezogenen „sachlichen und persönlichen Umständen“, die die Durchführung eines processus brevior vor dem Diözesanbischof nahelegen, und die nicht mit Tatsachenvermutungen verwechselt werden dürfen.

Im Anschluss an den Vortrag fand die Begutachtung eines Posters zum Thema „konfessionsverschiedene Ehe“ für den DPM-Studierendenpreis statt.

Der Freitagvormittag – moderiert durch Dr.in Dr.in Andrea Michl – begann mit einem Referat von Prof. Dr. Jean Olivier Nke Ongono (München), der einige Überlegungen zu „Exclusio indissolubilitatis: Understanding, Numbers and which legislative-pastoral approach?“ anstellte. Auf der Basis von Art. 48 Gaudium et spes und der cc. 1055, 1056, 1057 und 1101 CIC sowie anhand der Rechtsprechung der Römischen Rota zur Unauflöslichkeit beschäftigte er sich mit dem Mehrwert der Unauflöslichkeit der Ehe im Kontext der heutigen Zeit sowie mit einem möglichen pastoral–legislativen Ansatz.

Nach der Kaffeepause folgte das Referat von Dr. Marc Kalisch (Eichstätt), der dem Publikum den Grundsatz „Ne bis in idem“ in kirchlichen Missbrauchsverfahren nahebrachte, demgemäß niemand wegen derselben Tat mehrmals strafrechtlich verfolgt oder bestraft werden darf. Dazu ging er zuerst auf die historische Entwicklung des Grundsatzes und dessen Aufnahme in die kirchliche Rechtsordnung ein, analysierte im Anschluss die Rechtsnatur des Grundsatzes und zeigte zwei verschiedene Fallbeispiele zur Anwendung.

Den Abschluss der Tagung bildete die Verleihung des DPM-Studierendenpreises an Fr. Lioba Maria Kaluza (Augsburg) sowie die Überreichung eines Zertifikats des Studiums DPM an den diesjährigen Absolventen Felix Mitterhuber (Augsburg) durch Dekan Prof. Dr. Dr. Elmar Güthoff, der nachfolgend die Schlussworte sprach.

Alle Referate werden in DPM 32 (2025) publiziert und können dort nachgelesen werden.

Bericht: Dr. Anna-Maria Bader